Ein paar Blumfeld-Reminiszenzen und eine geheimnisvolle, auf der Innenhülle abgedruckte Story von „Pascal“, das ist das Lockangebot der Band METER aus Heidelberg und Limburg. Auf ihrer zweiten Veröffentlichung bleibt beinahe alles aus, was von einer Gitarre-Bass-Schlagzeug-Formation aktuell an studiotechnischen Spielereien erwartbar wäre – oder es versteckt sich gut. Eine vieldeutige Ent-Täuschung blitzt auf: Der dunkel verwaschene und wenig ambitioniert wirkende GaragenbandsounD des nicht mehr jugendlichen Quartetts könnte als Befreiungsinitiative für die von der heute üblichen UEberproduziertheit geburnouteten Ohren gelesen werden.

Ist die Gesangsspur im Opener Gurgel tatsächlich doppelt angelegt, oder sind es die Instrumentalpassagen, die sich so geschickt um die Vokalmelodie wickeln, dass es sich wie ein Chorus anhört – wer weiß. Jedenfalls führen Thorsten Rosam, Gesang, Michael Braun, Gitarre, Jens Fischer, Bass, und Timothy Färber, Schlagzeug, kein rockistisches Spektakel auf. Die Songtexte pochen im taktversetzten Silbenrhythmus, ähnlich dem eher scheuen als wütenden Crescendo der E-Gitarre, auf ihre ganz persönliche Relevanz. Hinter einem Vorhang Schleier aus verkratzten, vielleicht nur imaginären Violinen geht es zu der Zeile „Ein schönes Kind mit schönen Eltern. Kristall und Silber aufpoliert.“ Aber hey: „Alles, alles frei erfunden. Ab heute, heute wird getagt. Um endlich Schluss damit zu machen, was man nicht zu schaffen wagt.“ Und dann rumpeln wieder die Saiten und vibriert das Schlagzeug, ein bisschen wie mit zusammengebissenen Zähnen: „Die eine Hand sucht Halt im Hier und Heute. Die andere hält die Medizin bereit. Die Zeit an sich soll brennen und verblassen — ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit.“ Gedämpfte Akustik, oder sind es die alten Teppiche aus dem Übungsraum, der nur so viel preisgibt wie er verbirgt. Selbst wenn Thorsten Rosam sich gelegentlich etwas stärker in seine Stimmbänder und in den Vordergrund wirFt, bleibt doch die Zurückgenommenheit das Grundmotiv.

Sie beschwört im Gegenteil jenes warme, vertrauliche Gefühl der Kumpanei aus Kindheit und Jugendzeiten herauf, welches sich von konkreten Ereignissen und chronologischen Abläufen irgendwann loslöst und sowohl Protagonisten wie auch Publikum auf magische Weise blind zusammenschweißt. Und genau deshalb so verletzlich und leicht zerstörbar ist.

Ein musikalisch wie lyrisch gelungener Versuch der Tuchfühlung zwischen Erlebtem und und Weitergesponnenem, Gesagtem und Ungesagtem:

„Für die relative Ewigkeit eines Augenblicks“.

PINKY ROSE